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Defensiv­morphologie

„Wesentlicher Aspekt sogenannter Okklusionskonzepte ist, prothetische Versorgungen tauglich zu machen und das Kauorgan im parafunktionellen Geschehen defensiv zu optimieren“1. Eckzahnführungen können sich sehr unterschiedlich darstellen. Zum einen kann der untere Eckzahn sich mit seinem distalen Abhang zum mesialen Abhang des oberen Eckzahns bewegen. So wird die Unterkieferbewegung nach distal / dorsal geschützt. Diese Zahnstellung „verteidigt“ das Kiefergelenk und schützt die bilaminäre Zone. Typischerweise findet man diese Art der Bewegung in einer Klasse-I-Verzahnung. Bei einer Klasse-II-Verzahnung bewegt sich der mesiale Abhang des unteren Eckzahns am distalen Abhang des oberen Eckzahns vorbei.

Damit ist es dem Unterkiefer möglich, sich weiter nach distal/dorsal zu bewegen. Dies kann zu Schädigungen führen. Die Zahnstrukturen passen sich im Laufe der Zeit an. Aus sogenannten Höckerspitzen werden nun Funktionsspitzen. Je nach Fall schützen sie das Kiefergelenk oder eben nicht (Abb. 1 und 2). In der Herstellung zahntechnischer Rekonstruktionen sollte unbedingt da-rauf geachtet werden, dass solche Defensivmorphologien genutzt und eingebaut werden, also Zahnstrukturen, die das Kiefergelenk absichern. Beispielsweise kann bei einer distalen Eckzahnbeziehung der untere 2er mit seinen distalen Strukturen als Defensivmorphologie herangezogen werden. Auch in der Natur finden wir dieses Phänomen. Der untere 2er weist distal dann einen Abhang auf (Abb. 3a bis c).

Abb. 1: Natürliche Situation: Das Gelenk wird morphologisch geschützt.

Abb. 2: Der Unterkiefer kann nach dorsal gleiten.

Abb. 3a bis c: In die Versorgung eingearbeitete Defensivmorphologie, so wie man sie auch in der Natur vorfindet.


Literatur

  1. Slavicek R. Das Kauorgan. Funktionen und Dysfunktionen. Klosterneuenburg: GAMMA Medizinisch-wissenschaftliche Fortbildungsgesellschaft, 2000.
ZTM Stefan Schunke
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